Die Einwohner Kappelns und der näheren Umgebung kennen alle den Namen Ellenberg. Es lohnt sich, eine kurze Überlegung anzustellen, woher der Name stammt. Ellenberg ist als Ortschaft schon recht alt. Um 1450 wird der Name in einer Verkaufsurkunde genannt. Seit Jahrhunderten hat von hier aus eine Fährverbindung über die Schlei bestanden. Dazu gehört selbstverständlich an beiden Ufern ein Fährhaus als Wirtshaus. Am Fährberg in Kappeln wartete man im Fährhaus auf den Fährmann mit seinem Prahm oder Boot. Erst im letzten Kriege wurde die alte Gaststätte am Fährberg, Die "Börse" ein Opfer einer Fliegerbombe. An der Schwansener Seite war die Fährstelle am "Ellenberger Krug". Der Damm zur Brücke entstand erst mit dem Bau der Pontonbrücke 1866.
Noch heute erkennt man deutlich auf der Koppel rechts nach Loitmark zu die Abgrabungsstelle zur Entnahme des Erdreiches. Was bedeutet nun Ellenberg? Der Name hat weder mit einer Elle noch mit einem Ellenbogen etwas zu tun. Ellenberg bedeutet Ellernberg. Einige Kappelner entsinnen sich sicher noch der "schwarzen Hütte" unterm Kliff. Dort wuchs und wachsen heute noch Erlen. Es sind Schwarzerlen (Alnus Glutinosa). Dieser Baum liebt feuchten, sumpfigen Boden. Über dem nassen weichen Schleiufer erhebt sich die bescheidene Steilküste, eben der Ellernberg. Wenn man eine Erle abschlägt, bilden sich eine Menge neuer Seitentriebe, und damit ein buschartiges Gewächs. Die Schnittstelle färbt sich schnell rotbraun. Der farbige Saft ist auch in der Rinde oder Borke enthalten. Mit Erlenborke färbten die Fischer ihre Segel braunrot.
Kopperby in den Jahren vor dem letzten Weltkrieg war eine weit auseinandergezogene Gemeinde mit 425 Einwohnern. Sie lebten als Bauern, Handwerker oder Gewerbetreibende in dem Dorf Kopperby, als Landarbeiter auf dem Gut Loitmark oder als Fischer in den weißen, strohgedeckten Katen in Ellenberg. Dann kam der Reichsarbeitsdienst (RAD). In einigen Wochen wuchsen zwischen dem Ellenberger Gehölz und der Schlei Baracke auf Baracke in die Höhe. Wege wurden gebaut, eine Straße nach Ellenberg gelegt. Ein neuer Ortsteil ist entstanden: Ellenberg - Lager. Der Krieg kam und mit ihm die Kleinkampfverbände der Kriegsmarine. Sie lösten den RAD ab und schlugen in den Baracken ein Ausbildungs- und Vorbereitungslager für K-Verbände auf. Kleinsprengboote wurden stationiert und eine Anlegebrücke in die Schlei gebaut. (Sie wurde ein Opfer der holzarmen Nachkriegszeit). Tag für Tag wurden die Männer im Flossenschwimmen, Tauchen und Gewaltmärschen zur "Körperertüchtigung" gedrillt. Neue riesige Kasernenblocks sollten entstehen. Aber weiter bis zum Ausheben der Keller kam es nicht.
Eines Tages war der Krieg zu Ende. Polen zogen in das Lager ein und ließen jeden das Gelände um das Lager herum meiden. Die Baracken wurden nicht gepflegt und verfielen langsam. Auch später, als die aus den deutschen Ostgebieten zurückflutenden Heimatvertriebenen hier eine neue Unterkunft fanden, wurde nichts für die Erhaltung der Baracken getan. Der Verfall schritt unaufhaltsam fort. Katastrophale Zustände herrschten in dem Lager, in dem viele hundert Menschen unter den primitivsten Verhältnissen auf engstem Raum zusammenleben mußten. Hier mußte Abhilfe geschaffen werden. Es wurde gebaut, Siedlung um Siedlung. 17 Eigenheime als Grundstock für die neue "Siedlung Ellenberg", 10 Doppelhäuser im zweiten Bauabschnitt, 4 Wohnblocks für 38 Familien im dritten Bauabschnitt im Zuge der Barackenräumung, 12 Siedlungshäuser am Dorfausgang von Ellenberg, davon 6 Nebenerwerbssiedlungen für Deputatarbeiter und 6 Siedlungen für Ellenberger Fischer, die Schiffseigner sind. 7 Bauernhöfe von 17 bis 20 ha Betriebsgröße an der Straße nach Olpenitz. Es handelt sich um sogenannte "klassische Siedlungen", die u. a. ein Badezimmer und WC aufwiesen und deren Ställe nach modernsten Erkenntnissen gebaut sind.
Die Einwohnerzahl war auf 1.500 angestiegen. Die Baracken sind 1956 alle abgerissen worden. Die Planung sah vor, daß die alten Katen bis auf einige Ausnahmen abgebrochen werden sollten, das Kaufhaus Grieve soll an die Straße vorrücken und der Fuhrunternehmer und Kohlenhändler Georg Rausch hatte mit dem Bau eines Kohlenlagers und Garagen begonnen. Trotz der Dichte der Besiedelung hatte man anfangs in der Ellenberger Siedlung keine Straßenbeleuchtung angebracht. Durch die Bauarbeiten und Dunkelheit waren die Wege sehr gefährlich. Der Müll, Asche und Abfälle wurden damals einfach in die Kellergruben der geplanten Kasernen geworfen. Dieser Abfallhaufen wurde eine Hochburg der Ratten. Eine Schule war in einer der Baracken eingerichtet, aber bald danach wurde über einen siebenklassigen Neubau am Wege nach Loitmarkfeld nachgedacht.
Ebenso wurde mit der Planung einer neuen Hochbrücke über die Schlei schon 1955 begonnen, genauso wurde zu der Zeit mit dem Bau der Schwansenstraße nach Eckernförde begonnen als Verlängerung der neuen Nordstraße. Als die allgemeinen Bauarbeiten etwas abflauten, fing die Bundesmarine mit der Planung und Bau des Hafens von Olpenitz, der Waffenschule und Wohnblocks für das Personal an. Damit änderte sich das Bild von Ellenberg komplett.
(C) Stadtarchiv Kappeln - H-P Wengel