Was Tischlermeister Matthias Mau im Oktober 2009 in den Tischler-Ausbildungswerkstätten in Tansania sah, verursachte bei ihm sofort eine Gänsehaut: Die Auszubildenden sägten an Werkstücken, die sie mit einer Hand festhielten. Ob es wenigstens Verbandskästen gebe, habe er gefragt. So etwas hatten sie auch nicht, erinnert sich Mau heute gegenüber dem Schlei Boten. Wer sich verletzte, so Mau, musste nach Hause gehen, manchmal zehn Kilometer zu Fuß. Nach diesen Eindrücken wollte Mau nur eines, helfen! Helfen, z.B. die Ausstattung der Ausbildungswerkstatt zu verbessern. Für sein Engagement hat er jetzt den KMN offenen Holzpreis gewonnen.
Der Lions-Club Kappeln engagiert sich seit Maus Präsidentschaft 2006 für die Ausbildung von Schulkindern in Tansania. Von den ehemaligen Missionaren Hedda und Peter Knuth und einer Frauengruppe in Toestrup wurde dort ein Projekt angestoßen, das Schülern helfen soll, auch nach der vierjährigen Grundschule weiter ausgebildet zu werden, so der Schlei Bote. Danach muss die Schule bezahlt werden, dazu kommen Ausgaben für eine Schuluniform gemeinsam mit unseren Partnerclubs in Brevik in Norwegen, Faaborg in Dänemark und im schwedischen Falkenberg übernehmen wir diese Kosten für Aids-Waisen in einem Kirchenkreis am Kilimandscharo, erklärt Mau. Dieses Geld sichere auch die Arbeitsplätze der Lehrer, deren Gehalt nur bei Zahlung des Schulgeldes überwiesen werden kann.
Bei einem Besuch erfuhr Mau, dass die ersten Schüler die Schule beendet und nun mit ihrer Ausbildung in der örtlichen Berufsschule begonnen hatten. Mau war sofort begeistern, als er hörte, dass in der vom Lions-Club unterstützten Berufsschule in Ngaruma neben Näherinnen vor allem Tischler ausgebildet werden. Dort aber fehlten vor allem die Werkzeuge. Wieder wurde der Lions-Club aktiv. Durch eine Sammlung kam genug Geld zusammen, um vor Ort Werkzeug kaufen zu können. Nach einem Besuch in Tansania war erkennbar, wie sehr die Einrichtung Hilfe benötigt. Neben den gefährlichen Arbeitsbedingungen gab es noch immer zu wenige Sägen und anderes Werkzeug. Nur zwei Auszubildende konnten gleichzeitig arbeiten, der Rest musste zuschauen, sagt der Tischlermeister.
Deshalb startete Mau nach der Reise sein eigenes Projekt, um neben der Schulgeld-Hilfe gezielt die Berufsschule zu unterstützen. Wichtig war uns, dass wir nicht altes Werkzeug hier sammeln und dann nach Afrika schicken, sondern dass wir dort bei den Händlern einkaufen. Was nützen denen unsere Maschinen, die teilweise schon veraltet sind, wenn sie dort keine Ersatzteile bekommen können, erklärt Mau im Schlei Boten. Nicht viel, wie er selbst sehen konnte. Am Rande der Werkstatt standen einige Maschinen, die offenbar kaputt waren und nicht repariert werden konnten. Das gleiche gilt laut Mau auch für Nähmaschinen. Ich weiß, dass viele ältere, aber funktionierende Nähmaschinen auf Dachböden schlummern. Aber diese helfen uns kaum weiter. Auch diese müssen wir vor Ort einkaufen, um die Ersatzteilbeschaffung so einfach wie möglich zu machen.
Deshalb brauchte Mau vor allen Dingen Geldspenden. Bei der Weihnachtsfeier in der Koslowski-Halle kamen 4000 Euro für das Projekt zusammen die 50 Mitarbeiter hatten auf ihr Weihnachtsessen verzichtet, und viele Besucher haben gespendet. Anfang des Jahres erfuhr Mau von dem neuen KMN offenen Holzpreis für norddeutsche Tischler mit außergewöhnlichen Projekten. Die Ausschreibung war wie auf das Projekt zugeschnitten, erinnert er sich: In Norddeutschland ansässige Tischler, die ein besonderes Ausbildungsprojekt in einem Entwicklungsland verwirklichen, war ein mögliches Kriterium. Es waren einige tolle Projekte unter den Bewerbern, erzählt Mau. Den Preis jedoch bekam er. Nun können die 3000 Euro Preisgeld direkt auf das Spendenkonto des Projekts fließen.
Für Mau gerät das Projekt erst jetzt so richtig ins Rollen: Für den August 2010 plant er bereits eine Rückkehr nach Ngaruma. Mau im Schlei Boten: Dann werden wir wieder Werkzeug kaufen. Außerdem kann ich mir vorstellen, dass ich einige Tage mit den Auszubildenden arbeite, um ihnen den Umgang mit den Geräten zu zeigen.